Die Modenschau ist vorüber. Und ich habe sie überlebt, denn: meine Sachen sind alle fertig geworden, ich habe mich auf dem Laufsteg nicht in den eigenen Füßen verheddert und ich musste auch vor Nervosität nicht die Flucht ergreifen.
Eigentlich war alles halb so wild. Leider war an dem Tag, an dem ich teilgenommen habe, nicht sonderlich viel los. Die Gästecshar bestand überwiegend aus Familien und Freunden der Teilnehmer und innerhalb von einer Stunde war auch alles wieder vorbei. Ich hatte mir ja ein wenig Sorgen gemacht, weil ich durch meine extravagante Gewandung auf der Schau für Damenmode wieder sehr heraus gestochen bin, aber ich habe doch tatsächlich ein paar sehr liebe Komplimente bekommen, die mir diese Sorge wieder genommen haben.
Jedenfalls ist dieser Punkt nun abgehakt und ich kann mich wieder mehr auf all die anderen Dinge konzentrieren, die noch ausstehen. Und mich endlich wieder mehr um meinen Blog kümmern. (haha, sage ich. Fast 3 Monate später)
Leider warte ich schon länger vergeblich auf schönes Wetter, damit ich endlich mal ein paar Bilder von der Gewandung mit dem Überkleid machen zu können aber bisher hoffe ich diesbezüglich vergeblich. Deshalb gibt es heute stattdessen eben den Bericht über die nun fertige Leinenhose für meinen Larp-Charakter :)
Hosen nähen wird immer als schwierig verschrien. Ich habe bisher nur vor ein paar Jahren mal ein etwas verunglücktes Modell für ein Cosplay gefertigt, aber ich bin trotzdem frohen Mutes an die Sache herangegangen.
Als erstes habe ich einen Hosengrundschnitt erstellt, den ich aus meinem treuen IKEA-Bomull zur Probe genäht habe. Und wow, er hat auf Anhieb gepasst. Jetzt konnte ich den Grundschnitt so abwandeln, dass ich später die gewünschte Hosenform erhalten würde.
Die Leinenhose setzt oberhalb der Hüftknochen an und läuft bis zu den Knien relativ weit. Dort ist sie in kleine Falten gelegt, um die Weite zu verteilen denn unterhalb des Knies liegt sie eng an und wird an den Knöcheln geschnürt um eine gute Passform zu erzielen. Dadurch kann man sie auch bequem in hohen Stiefeln tragen. Auch oben am Bund ist in der linken Seitennaht eine Schnürung eingebracht.
Durch die Form der Hose ergeben sich 6 Schnittteile: jeweils ein vorderes und hinteres Hosenbein und zwei trapezförmige Teile für die Waden. Die Hose hat keinen separat angesetzten Bund. Ich habe stattdessen einfach die obere Kante mit einem breiten Streifen verstürzt, auf den ich für die Stabilität noch Einlage aufgebügelt hatte. An die Stellen, wo später die Schnürung liegen würde, kam ebenfalls Einlage um den Stoff zu stabilisieren.
Nach dem Aufbügeln der Einlage habe ich die innere Beinnaht geschlossen und dann an der Stelle, wo später die Wadenstücke angesetzt werden zwei Fassfäden eingezogen. Damit habe ich die Weite zusammengerafft und konnte jetzt das Wadenteil ansetzen. Den Saum habe ich doppelt eingeschlagen und abgesteppt. Die Schlitze, wo später die Schnürung sitzt, wurden ebenfalls doppelt eingeschlagen. Absteppen musste ich sie nicht mehr, denn später wurden dort Nieten eingestanzt, die den selben Effekt erzielen.
Als beide Hosenbeine soweit fertig waren, habe ich die äußeren Beinnähte geschlossen und dort einen Zierstich angebracht. Dafür habe ich dickes Knopflochgarn verwendet, damit der Zierfaden nicht zwischen dem groben Leinen verschwindet.
Jetzt konnte ich die Schrittnaht schließen und den Bund verstürzen. Danach folgte der anstrengendste Teil: ich musste die Lochnieten einstanzen. Kein leichtes Unterfangen bei drei Schichten Stoff. Bei dieser Gelegenheit habe ich meine Tischplatte demoliert aber nach viel Kraftanstrengung und ein wenig Schimpfen war auch das geschafft.
Insgesamt bin ich mit dem Endergebnis mehr als zufrieden und die Hose hat auch bereits ihren ersten Härtetest hinter sich. Fazit: Bund noch ein wenig zu weit wenn sie sich beim tragen durch die Körperwärme dehnt, aber super bequem!
Verwendet habe ich für das gesamte Projekt folgendes:
- ca. 1,50m schwarzes Leinen
- schwarze Einlage H200, fadenverstärkt
- Lochnieten + Nietenzange von Prym (innerer Durchmesser 0,5cm)
- schwarze und grüne Kordel für die Schnürung
- dickes Baumwoll-Knopflochgarn für die Ziernähte
Die Materialkosten dürften sich auf etwa 60€ belaufen.
Ich hoffe in nächster Zeit mehr Bilder von meiner aktuellen Gewandung machen zu können – es ist viel passiert!
Bis dahin seht mir meine schlechten Bilder nach – dafür hat sich auf einem ein Kater eingeschlichen ;)
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